De legibus-Blog

10. Oktober 2014

Helmut Markwort ist im Keller angekommen

Oliver García

FOCUS-Herausgeber und -Edelfeder Helmut Markwort („Fakten, Fakten, Fakten“, „Reden wir über’s Wetter“) ist ein Vorkämpfer für journalistische Tugenden und Integrität. Sein Eintreten für journalistische Ehrlichkeit und Transparenz hatte vor drei Jahren zur Folge, daß der SPIEGEL-Autor René Pfister, der eben erst mit dem Henri-Nannen-Preis für die beste Reportage des Jahres ausgezeichnet worden war, nach vier Tagen demonstrativ den Preis von Markwort und einer Mehrheit unter dessen Jury-Kollegen aberkannt bekam, wodurch Markwort eine Preisverleihung in eine öffentliche Bestrafung (so Hans Leyendecker in einem SZ-Kommentar) und Demütigung verwandelte. Das angebliche journalistische Vergehen Pfisters: Er hatte eine Szene im Keller von Horst Seehofer beschrieben, ohne in diesem Keller gewesen zu sein.

Nun stellt sich heraus, daß Markwort selbst Leichen im Keller hat. Wie zuerst ZEIT ONLINE berichtete und es nun – laut SPIEGEL-ONLINE und FAZ– von Markwort bestätigt ist, pflegte dieser unter einem Pseudonym über den FC Bayern, in dessen Aufsichtsrat er sitzt, zu schreiben – und ließ es sich nicht nehmen, dabei auch einmal einen Sponsor seines Vereins ins rechte Licht zu rücken. Während es von seriösen Journalisten heute erwartet wird, daß sie potentielle Interessenkonflikte zumindest durch eine Notiz unter einem Beitrag offenlegen, verweist die Frohnatur Markwort darauf, das seien „wirklich nur Peanuts“. Es grüßt dasselbe Fehlen eines „Unrechtsbewußtseins“, das ihn damals bei Pfister gewundert hatte.

Nun stellt sich die Frage, ob Markwort rückwirkend die Mitgliedschaft in der Jury des renommierten Henri-Nannen-Preises aberkannt werden sollte. Und ob das zur Folge hat, daß in den Fällen, in denen seine Stimme ausschlaggebend war, die Abstimmung unwirksam war. Dann wäre René Pfister vielleicht doch Preisträger.

Was ist aus Pfister eigentlich geworden? Für den aktuellen SPIEGEL hat er die Titelgeschichte geschrieben – über Helmut Kohls „Kellergespräche“.

Zitiervorschlag für diesen Beitrag:
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